Steinbeis-Digitalk: „Es wird nie wieder so langsam sein wie heute“
„Wenn nichts sicher ist, ist alles möglich.“ Sven Göth bezieht sein Lieblingszitat auf jede Form von Veränderung - technologisch, politisch, demografisch. Den Übergang vom Bekannten zum Unbekannten zu gestalten, von Vergangenheit und Gegenwart zur Zukunft: Das war sein Thema am Dienstag beim „Digitalk“ der Steinbeis-Transferzentren Grafschaft Bentheim und Oldenburger Münsterland.
Annähernd 80 Gäste aus beiden Regionen verfolgten jeweils am Monitor die lebendige Präsentation des Referenten aus Hannover. Göth hat das Expertennetzwerk „Digital Competence Lab“ gegründet und vermittelt sehr anschaulich, wie die vernetzte Welt zu gestalten ist. Auf Unternehmen bezogen, brauche es dazu vor allem fünf Fähigkeiten: zur Innovation, zur Digitalisierung, zur Teamarbeit, zur Veränderung und zur Verantwortung.
Seine Beispiele aus der Arbeitswelt waren futuristisch und pragmatisch zugleich. Der Kranführer, der am Steuerpult sitzt und den Kran auf einer 300 Kilometer entfernten Baustelle steuert. Die Ärztin in Australien, die von der Klinik aus per virtueller Visite den Patienten daheim untersucht. Der Roboter, der autonom die Pizza ausliefert. Wichtig für Sven Göth: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz hat ganz viel mit Vertrauen zu tun und mit großer Vorstellungskraft.“
Passend dazu warb „Gegenwartist“ Florian Ahle anschließend in seinem Vortrag über Innovationskultur als Erfolgsfaktor für „radikale Transparenz“ in Unternehmen, für maximalen Fokus auf den Kunden. „Die Botschaft ,Kunde zuerst‘ meint etwas völlig anderes als die übliche Kundenorientierung.“ Er empfahl: „Lernen Sie Ihren Kunden kennen, und machen Sie dieses Wissen zur Basis Ihres Geschäfts.“
Hinter seiner Formel „Think 10x“ verbirgt sich der Appell: „Setz Dir unerreichbare Ziele.“ Nicht nur zehn Prozent mehr anpeilen, sondern gleich das Zehnfache. Unternehmen müssten ihren Beschäftigten dafür Zeit und Raum geben. Ahle: „Es wird nie wieder so langsam sein wie heute.“ Und niemand dürfe langsamer sein als die Kundschaft oder als neue Technologien.
Digital war beim „Digitalk“ auch die Interaktion zwischen Referenten und Publikum. Fragen und Abstimmung per Chat und App, dazu Antworten so authentisch wie die Vorträge. Wie groß ein Team sein muss, um mit Innovationen Erfolg zu haben? Sven Göth: „Es kommt nicht auf die Anzahl an, sondern auf die Auswahl.“ Es müssten nicht 100 Personen sein, „oft reichen schon die beiden richtigen“.
Ob es bei der Digitalisierung Unterschiede gibt zwischen Metropolen und dem ländlichen Raum? „Nein“, versicherte der Münchener Florian Ahle, der mittlerweile in Detmold lebt. „Digitalisierung ist komplett unabhängig vom Ort - solange man schnelles Internet hat.“ Es sei vielmehr „eine Sache von Herz und Kopf, von Kreativität und Mut“.

„Digitalk“ auch virtuell sehr professionell: Die Referenten Florian Ahle und Sven Göth (Foto) stehen im Studio vor dem Green Screen, während das Publikum am Monitor die Präsentation verfolgt. (Fotos: Steinbei Transferzentrum Grafschaft Bentheim)